Management invasiver Pflanzenarten

in den FFH-Gebieten des Saale-Holzland-Kreises


Management invasiver Pflanzenarten

in den FFH Gebieten des Saale-Holzland-Kreises



In den Offenlandbereichen der FFH-Gebiete des Saale-Holzland-Kreises breiten sich seit Jahren zunehmend gebietsfremde Pflanzenarten aus, die den Fortbestand wertvoller Offenland-Lebensräume gefährden. Im Rahmen des seit April 2019 in Trägerschaft der RAG Saale-Holzland e.V. laufenden ENL-Projekts „Neophytenbekämpfung in den FFH-Gebieten im Stadtgebiet Jenas“ konnten durch umfangreiche Bestandserfassungen und das Bündeln der bislang tätigen Akteure die invasiven Neophyten dort in vielen Bereichen an der weiteren Ausbreitung gehindert werden. Das vorliegende Projekt soll an diese positiven Entwicklungen anknüpfen und die Aktivitäten auf die ländlichen Gebiete im Wirkungsbereich der Natura 2000-Station „Mittlere Saale“ ausdehnen.

Projektlaufzeit: 08/2021 bis 03/2023

Dieses Projekt wird in enger Zusammenarbeit mit der NATURA 2000 - Station "Mittlere-Saale" realisiert.

Katrin Hänze (links im Bild)
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  • Katrin Hänze
  • 036693/230947
  • k.haenze@laendlichekerne.de
  • Samuel Neumann
  • 036693/230844
  • s.neumann@laendlichekerne.de

In den Offenlandbereichen der FFH-Gebiete des Saale-Holzland-Kreises breiten sich seit Jahren zunehmend gebietsfremde Pflanzenarten aus, wie beispielsweise das Orientalische Zackenschötchen (Bunias orientalis). Dieser invasive Neophyt dringt vor allem in Muschelkalk geprägten Gebieten des Saaletals und dessen Nebentälern in artenreiche (Halb-) Trockenrasen und Glatthaferwiesen ein. Durch seine rasche Ausbreitung, Vermehrung und die Ausbildung homogener Massenbestände gefährdet B. orientalisden Fortbestand dieser wertvollen Offenland-Lebensräume. Eine reguläre landwirtschaftliche Nutzung führt in den meisten Fällen nicht zu einer hinreichenden Unterdrückung der Ausbreitung invasiver Neophyten, sondern fördert diese im schlimmsten Fall sogar, etwa infolge der Verschleppung der Samen durch landwirtschaftliche Maschinen oder Weidetiere. Neben B.orientalis, die zwischenzeitlich zunehmend in Buntsandstein-geprägte Gebiete übergreift, breiten sich auch japanischer und Sacchalin-Knöterich (Fallopia japonica, F. sacchalinensis) entlang von Gräben und Bachtälern im Saale-Holzland-Kreis aus und entwickeln sich zur Gefahrfür naturnahe Biotope und FFH-Lebensräume. Neben den genannten gebietsfremden Pflanzenarten werden u.a. auch folgende invasive Neophyten in das Projekt einbezogen:

  • Drüsiges Springkraut (Impatiens glandulifera)
  • Drüsenblättrige Kugeldistel (Echinops sphaerocephalus)
  • Kanadische Goldrute (Solidago canadensis)
  • Riesen-Bärenklau (Heracleum mantegazzianum)
  • Gemeine Robinie (Robinia pseudoacacia)
  • Schwarzkiefer (Pinus nigra).
Angelehnt an das seit 2019 in Trägerschaft der RAG laufende ENL-Projekt „Neophytenbekämpfung in den FFH-Gebieten im Stadtgebiet Jenas“, in dem umfangreiche Bestandserfassungen und Bekämpfungsmaßnahmen durchgeführt und bislang in der Neophytenbekämpfung tätige Akteure koordiniert werden, soll das vorliegende Vorhaben dazu dienen,

  • den Kenntnisstand zur Verbreitung von Neophyten in FFH-Gebieten zu verbessern,
  • Neophyten in Bereichen mit besonderem Naturschutzwert zu bekämpfen sowie
  • gesellschaftliche Akteure und ehrenamtlich aktive Personen zur fachgerechten Bekämpfung von Neophyten zu motivieren und zu koordinieren.
Für die Bearbeitung des Projektes wurden zwei halbe Personalstellen (0,5) für die Dauer von 22 Monaten eingerichtet. Mit dem Projektpersonal sollen folgende Maßnahmen umgesetzt werden:

  • Kartierung der Neophytenbestände
  • Priorisierung des Maßnahmenbedarfs
  • gezielte Bekämpfungsmaßnahmen (Ausbreitung verhindern, bereits bestehende Bestände zurückdrängen)
  • Koordination, Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit
Über die EU-Verordnung Nr. 1143/2014 des europäischen Parlamentes und des Rates vom 22. Oktober 2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten und das entsprechende „Gesetz zur Durchführung der Verordnung (EU) Nr. 1143/2014 über die Prävention und das Management der Einbringung und Ausbreitung invasiver gebietsfremder Arten“ wurde ein Rechtsrahmen geschaffen, durch den die Mitgliedsstaaten der EU verpflichtet werden, Maßnahmen zum Schutz der heimischen Flora und Fauna sowie der Gesundheit des Menschen zu ergreifen.Alle Maßnahmenflächen liegen innerhalb von FFH-Gebieten oder grenzen unmittelbar an diese an, wodurch ihr Wert als besonders schützenswerter Naturraum sowohl im Hinblick auf vorkommende Arten alsauch Biotope unterstrichen wird. Erwähnenswert sind hier
insbesondere die prioritären FFH-Lebensraumtypen 6210* „Naturnahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien (Festuco-Brometalia)-*besondere Bestände mit bemerkens-werten Orchideen. Zu den besonders bemerkenswerten Artenvorkommen im Gebiet zählen u.a. der Segelfalter (Iphiclides podalirius, RLT 1), die Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica, RLT 1), Rotflügelige Schnarrschrecke (Psophus stridulus, RLT 2), die bundesdeutsche Verantwortungsart Breitblättriges Knabenkraut (Dactylorhiza majalis, RLT 2) und die gewöhnliche Natternzunge (Ophioglossum vulgatum, RLT 2).Durch die rasche Ausbreitung speziell des Orientalischen Zackenschötchens, aber auch anderer invasiver Neophyten, sind die artenreichen Biotope und deren Fauna und Flora in ihrem Bestand bedroht. Viele reguläre Bewirtschaftungsmaßnahmen sind zur erfolgreichen Eindämmung nicht geeignet. Daher sind die Kontrolle und Eindämmung der weiteren Ausbreitung von Neophyten zum Erhalt der schützenswerten Lebensräume dringend erforderlich.